SOFT SKILLS
Lind Reif - Julia Rohn
Eröffnung: 28. Jänner 2017, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 2. - 25. Februar 2017
Linda Reif und Julia Rohn vereint ihr abstrakter und experimenteller Zugang zur Fotografie. Die beiden Positionen bewegen sich von einer Zweckentfremdung des Bildträgers auf der einen, zur Zweckentfremdung des Abgebildeten auf der anderen Seite. Wo bei Reif fotografische Oberflächen in fragmentarische Baustücke eingearbeitet werden, lässt Rohn die Grenzen zwischen Malerei und Fotografie verfließen. Hier werden bunte Flüssigseifen und Spülmittel zu malerischen Kompositionen. Die flüchtigen Liquide werden zu abstrakten Gesten, werden zum künstlerischen Material aufgewertet und in der Fotografie konserviert. In einer Konfrontation von abstrakter und konkreter Bildebene, von Vergänglichkeit und Beständigkeit, zeigt sich ein ambivalentes Bild einer Konsumkultur. Mit einem ironischen Blick werden hier Warenoberflächen abstrahiert und in neue Bedeutungsfelder verflochten.
Ebenso findet sich bei Linda Reif eine Beschäftigung mit der Beschaffenheit der Dinge. So werden Glasplatten in unterschiedlichen Formaten auf Fotopapier belichtet. Übrig bleibt eine formale, geometrische Zeichnung, die auch hier eine reduzierte malerische Form annimmt. Diese Kontextverschiebung findet sich gleichermaßen in ihren Objektarbeiten wieder. Unterschiedlichste gefundene Werkstoffe treffen hier aufeinander und lassen die fotografische Fläche betont zu reiner Materialität werden. Bild und Untergrund bilden hier ein gleichwertiges Gegenüber.
SOFT SKILLS sind eine Kombination von sozialen, kommunikativen Kompetenzen und charakterlichen Persönlichkeitsmerkmalen. Sie stehen im Kontrast zu den institutionell erworbenen Qualifikationen, den Hard Skills. Jemanden in ihrer_seiner charakterlichen Individualiät zu betonen, klingt sympathisch. In unserer Selbstoptimierungs- und -verwirklichungsgesellschaft steht die Idee von SOFT SKILLS allerdings genauso unter Leistungsdruck. Das mag insbesondere auch für künstlerische Laufbahnen gelten, die nur zu oft dem Postulat nach Totaleinsatz der persönlichen Mittel folgen.
Dass sich zwei Künstler_innen unter diesem Motto ausstellen, zeigt zum einen eine Referenz an diese besonderen Fähigkeiten, zum anderen auch eine Portion Skepsis einer Gesellschaft gegenüber, die eben diese Effizienz in allen Bereichen fordert. Beide Künstlerinnen Julia Rohn und Linda Reif setzen sich in dieser Ausstellung mit dem Medium der Fotografie auseinander. Abseits der abstrakten wunderschönen Oberfläche sind beide an einer inhaltlichen Brüchigkeit dazu interessiert: Linda Reif kombiniert analoge traditonelle fotografische Bildgebungsverfahren mit digitalen Reproduktionsverfahren. Julia Rohn arbeitet mit Spülmitteln daran, die glatte Ásthetik der Werbeprospekte zu brechen.